Innsbruck - Hafelekahaus - Pfeishütte - Bettelwurfhütte - Hallerangeralm - Pleisenhütte - Scharnitz

Karwendel zum 7.

Ein Reisebericht über eine neue Tour durch das Karwendelgebirge. Nicht dort, wo der Massentourismus hingeht, da Straßen und/oder Seilbahnen einen dorthin bringen, sondern dort, wo die Bergwanderer (und auch Bergsteiger) unter sich sind. Eine Tour durch (größtenteils) unbekannte Gebiete. Und eine Tour, bei der man mit Gleichgesinnten sofort ins Gespräch kommt.

Gut, vielleicht werden Sie sagen, wie langweilig, immer Karwendel. Dann aber waren Sie noch nicht im Karwendel und haben nicht die Vielfältigkeit dort erlebt. Es ist eine eigene Region, das Karwendelgebirge im Grenzbereich von Deutschland und Österreich. Auch 2016 waren wir (der Verfasser und seine Tochter Swaantje) wieder da. Und diesmal mit ganz neuen Eindrücken und nur teilweise eine "Wiederholung".  Indirekt war auch (wieder) Lisa Winter, die Lebensgefährtin des Verfassers, dabei: Mit ihr wurde telefonisch Kontakt gehalten, damit  - sollte etwas unerwartetes geschehen, jemand wusste, wo ungefähr wir uns befinden. 

Anreise und 1. Tag

Treffpunkt war Scharnitz. Weiter fuhren wir nach Innsbruck. Hier war dann der Ausgangspunkt für die Tour, bei der wir noch nicht wussten, wo wir am Ende der Tour wieder ankommen würden. Denn die Planung war "nur" für den Tag der Anreise und den nachfolgenden Tag vorhanden, für den dritten Tag und den Tag der Abreise offen. 

 

Von Innsbruck Congresszentrum ging es mit der Bahn hoch zur Hungerburg, von dort mit der Grossraumseilbahn zur Seegrube und weiter mit einer Grossraumseilbahn zum Hafelekahaus. Von NN 570m (Innsbruck) auf NN 1922m. Hier begann nun der eigentliche Weg.

 

Von der Bergstation ging es zum ersten Quartier, der Pfeishütte. Diese liegt auf einer Höhe von NN 1922m. Die Wegdauer ist mit 2,5 Stunden angegeben. Wir brauchten etwas länger, da unsere Kondition noch nicht ausreichend war. Aber der Weg war nicht beschwerlich. 

 

Das Team auf der Pfeishütte um die Betreiber Vroni und Michl war sehr freundlich und hilfsbereit. Zum verabredeten Telefonat mit Lisa wurde mir das Festnetz kostenfrei zur Verfügung gestellt; Mobiltelefone haben dort keinen Empfang. Im Internetauftritt der Hütte heißt es: "Die Pfeishütte ist eine Hütte der Kategorie klein, fein und gemütlich und lädt dazu ein mehrere Tage dort zu verbringen, die Umgebung zu genießen und die vielfältigen Tourenmöglichkeiten zu erkunden." Das stimmt. 

 

Umgeben wird die Pfeishütte von der Rumer Spitze, der Stempeljocjspitze, der Bachofenspitze uvm. Sie liegt in einer Senke; für Mobiltelefone ungeeignet. Diese können (bei entsprechender Übung resp. Ausrüstung) bestiegen werden.

 

Wir verweilten dort nur eine Nacht. Denn am nächsten Tag sollte es weiter gehen zur Bettelwurfhütte.

 

Dort trafen wir einen Hamburger Arzt mit seinem Sohn, der bereits einige Tage im Karwendel unterwegs war und am nächsten Tag mit seinem Sohn über das Hallerangerhaus nach Scharnitz gehen wollte um die Heimreise anzutreten. Wollte... dazu noch weiter unten. Hilfsbereit wurde uns von ihnen geholfen, da wir vergessen hatten, Sonnenschutzmittel mitzunehmen. Erst später stellten wir fest, dass solches auch auf der Hütte erworben werden konnte, was wir taten (ob es deshalb zu einem Wetterumschlag kam, wer weiß...).

 

Zum Wetter: In Innsbruck war es "bewölkt". bei der Fahrt zum Hafelekahaus wurde die Wolkendecke durchbrochen. Von oben konnte man nur manchmal durch freie Ausschnitte der Wolkendecke Innsbruck sehen. Es schien (meist) die Sonne.


Pfeishütte: Dann erst mal "Sehr zum Wohl"
Pfeishütte: Dann erst mal "Sehr zum Wohl"

Ankunft, Rucksack auf und Fahrt zum Hafelekahaus

Weg vom Hafelekahaus (Bergstation) zur Pfeishütte

2. Tag: Pfeishütte zur Bettelwurfhütte

Ausgiebiges Frühstück (Müsli, Brot, Brötchen, Wurst, Käse, Marmelade)  - wenn gewünscht, Kaffee ohne Limit. Und noch etwas Proviant für Unterwegs. So sah das Frühstück aus. 

 

Gegen 8.00 Uhr ging es dann los. Die Bettelwurfhütte liegt bei NN 2066m. Das bedeutet aber - wie üblich in den Alpen -  nicht nur Steigung, sondern ein Auf und Ab mit letztlich steigender Tendenz. Am ersten Steilhang, der uns abwärts führte, war die Markierung schlecht angebracht, so dass man leicht auf Abwege in dem steilen Geröllgelände kommen konnte. 

 

Dann ging es meist über schmale Pfade. Teilweise war der Weg ausgesetzt. Es hieß dann entweder durch eine steile Mulde gehen oder sich am Hang entlanghangeln. Wie meinte der Pächter von der Hallerangeralm ? In den Prospekten wird von den tollen Aussichten und schönen Wegen gesprochen, was viele in die irrige Annahme versetzt, der Weg sei wie im Flachland zu begehen. Es würde immer wieder übersehen, dass es sich eben um einen hochalpinen Weg handelt, mit den entsprechenden Erschwerungen. Wer keine Bergerfahrung habe, für den seien diese Wege nichts. Sicherlich richtig: Erfahrung, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, die Fähigkeit sich auch an fast flachen Felsen zu halten, das sind die Grundvoraussetzungen für einen solchen Weg, neben der notwendigen Kondition. 

 

Der Weg verläuft auf 9,12 km. Der niedrigste Punkt liegt bei 1922m, der höchste bei 2030m. Es müssen, nach Tourangabe,

5,0km im Aufstieg gegangen werden (704Hm, 13,8% Steigung)), 4,3km im Abstieg (561Hm, 13,9% Steigung). 

 

Der Weg führt über das Stempeljoch (2212m) und vorbei am Lafatscher Joch (2088m). Vgl. > Karte. Die Gesamtgehzeit ist mit 4,5 Stunden angegeben, davon 3 Stunden auf den Aufstieg. Wir benötigten (allerdings mit kleinen Pausen) knapp 6 Stunden. 

 

Das Wetter kam uns entgegen. Es schien die Sonne und ging meist ein leichter Wind. 

 

Von der Bettelwurfhütte hatten wir einen tollen Blick in das Inntal. Die 1894 erbaute Hütte ist eine der ältesten und mit am höchsten gelegenen Hütten im Karwendel. Hier ist die Unterkunft in 2-Bettzimmern, 4-Bettzimmern und im Matrazenlager möglich. 

 

Nach der Ankunft ruhten wir uns zunächst auf der Terrasse aus. Und planten nun die Tour für Sonntag mit Blick auf den Abstieg am Montag. Dabei war das Wetter zu berücksichtigen. Die Wettervorhersage ging zunächst mit Gewitter ab Sonntag früh los, änderte sich dann aber auf Regen und Gewitter ab Nachmittag, so dass wir den Weg von der Bettelwurfhütte über das Hallerangerhaus auf die Pleisenhütte bei Scharnitz planten. 

 

Der Name der Bettelwurfhütte geht auf eine Sage zurück, derzufolge ein Bettler, der ein Almosen am Kloster erbat und ein steinhartes Brot bekam, welches er zurückschleuderte. 


Blick aus dem Fenster ins Inntal
Blick aus dem Fenster ins Inntal

3. Tag: Bettelwurfhütte - Hallangerhaus - Pleisenhütte

Nach dem Frühstück, ca. 7.45 Uhr, ging es wieder los. Immerhin kein regen, auch kein Gewitter. Aber nachts hatte es geregnet und wir befanden uns nun in den Wolken. Regenjacke an und Regenüberzug über die Rucksäcke war angesagt. Und für den Fotoapparat sah es nicht gut aus, bei der Feuchtigkeit konnte ich ihn nicht unbedingt außen tragen. Schon bei der Wanderung zur Bettelwurfhütte musste ich ihn häufig in dem Rucksack verstauen, um ihn nicht beim klettern gegen die Steine zu schleudern. 

 

Aber was machte es. Immerhin kein Gewitter. Denn bei Gewitter wäre an ein Weitergehen nicht zu denken gewesen. So musste man natürlich auch vermehrt aufpassen, da die Steine häufig glitschig waren.

 

Zunächst ging es den Weg des Vortages, bis zum Lafatscher Joch zurück, wieder durch zwei Tiefen, von denen die eine neueren Datum (durch Abrutschen des Weges) war. Vom Lafatscher Joch (NN 2081m) ging dann der Abzweig nach Norden, zum Hallangerhaus. Nun eindeutig talabwärts. Das Hallangerhaus liegt auf NN 1768m. Bis zum Lafatscher Joch waren es 4,8km, wobei es von 2022m (Bettelwurfhütte) noch auf 2200m hoch ging, bevor dann dann der Weg zum Lafatscher Joch und schließlich zum Hallangerhaus (NN 1768m) bach unten verlief. Vom Lafatscher Joch bis zum Hallangerhaus waren es 2,2km.

 

Mit dem Abstieg vom Lafatscher Joch begann ein leichter Nieselregen. So kehrten wir für 30 Minuten im Hallangerhaus ein. Und wen trafen wir ? Den Arzt aus Hamburg mit seinem Sohn,  die doch nicht direkt nach Scharnitz gegangen waren sondern hier noch eine Nacht verbracht hatten. Nachdem wir dort etwas warmes tranken (Wasservorräte hatten wir mit rund 10l wie üblich dabei) ging es weiter auf einem Forstweg Richtung Scharnitz. Der Weg führt durch das Hinterautal vorbei an der Möslalm, Kastenalm und dem Isarursprung. 19km standen nun auf dem 

 

 

"Programm". Allerdings leicht zu gehen (da Forstweg). Der Regen hatte auch aufgehört. Angegeben ist dieser Weg auf fünf Stunden.

 

Unterwegs machten wir  noch eine kleine Pause von 15 Minuten. 

 

Am Ortsbeginn (oder -ende, je nach Betrachtung) begann der Aufstieg auf die Pleisenhütte. Scharnitz liegt auf NN 964m, die Pleisenhütte auf NN 1757m. Es waren noch einmal rund 6km zu bewältigen, angegeben für 2,5 Stunden. 

 

Kurz nach Beginn des Aufstiegs begann es zu regnen. Aber von einem aufkommenden Gewitter, sieht man von einem Donner in der ferne ab, war nichts zu merken, und es blieb bei dem einen Donner, weshalb wir den Weg fortsetzten. Ein uns aus früheren Wanderungen im Karwendel bereits bestens bekannter Weg (was insoweit natürlich auch dazu führte, dass wir um die zunächst relativ schwache, später starke Steigung wussten). 

 

An diesem Tag waren wir 9 1/4 Stunden unterwegs, davon 45 Minuten Pause. Die vorgesehenen Zeiten (9,5 Stunden Gehzeit) hatten wir wahrlich unterschritten. 

 

Auf der Pleisenhütte hatten wir nicht gebucht. Aber wir wussten aus den vergangenen Jahren: Während die Hütten von Samstag auf Sonntag immer früh ausgebucht sind (man sollte nicht auf gut Glück eine Hütte für diese Nacht aufsuchen in der Hoffnung, es würde ein Platz frei sein), sind die Hütten von Sonntag auf Montag relativ leer. So waren auf der Pleisenhütte nur vier Bergwanderer, ein Slowene, ein deutscher, ein Brite und ein Australier (der Brite ist Musiker in Frankfurt, der Australier Komponist in Mannheim). Es wurde ein fröhlicher Abend. Und da in der Hütte seit unserem letzten besuch Umbaumaßnahmen vorgenommen wurden, denen die großen Matrazenlager zum Opfer fielen und nur noch Räume mit ca. 8 Plätzen existieren, hatten auch wir ein Zimmer für uns. 


Aussichtspunkt auf dem Weg vom Hallangerhaus nach Sharnitz
Aussichtspunkt auf dem Weg vom Hallangerhaus nach Sharnitz

4. Tag: Pleisenhütte - Scharnitz

Alles hat einmal ein Ende. Am vierten tag war dann nur noch der Abstieg, zurück nach Scharnitz. Von dort fuhren wir nach Innsbruck. Zum Abschluss noch ein Mittagessen und wieder war eine Jahresbergtour vorbei. Schade. 

Aber wer weiß. Vielleicht bald wieder. Karwendel oder wo ? Die Zukunft wird es weisen. Der Berg ruft, das steht fest....

 

 


Pleisenhütte, morgens bei Beginn des Rückwegs nach Scharnitz
Pleisenhütte, morgens bei Beginn des Rückwegs nach Scharnitz