Naumburg (Saale) - Stadt und Umgebung zwischen Zerfall und Erhaltung

Eine provokante Headline ? Sicherlich, aber auch bewusst. Dieser Kurzurlaub nach Sachsen-Anhalt, konkret Naumburg und Umgebung, diente auch dazu, sich ein eigenes Bild von den örtlichen Verhältnissen in einer Region zu machen, die nicht als bevorzugtes Urlaubsgebiet in den neuen Bundesländern (wie die Mecklenburger Seenplatte oder der Spreewald) gelten. 

 

Naumburg und seine Geschichte

Eine Stadt im Burgenlandkreis (den Landkreis mit den angeblich meisten Burgen in Deutschland) liegt in Sachsen-Anhalt und hat heute rund 35.000 Einwohner. Böse Zungen behaupten, dass Naumburg (ebenso wie die benachbarten Orte Zeitz und Weißenfeld nur deshalb über einen Oberbürgermeister verfügen, da sie durch Eingemeindungen die Einwohnerzahl auf über 30.000 halten. Die Arbeitslosenstatistik weist rund 10% aus (wie im Burgenlandkreis insgesamt); demgegenüber liegt sie in Deutschland insgesamt bei rund 4,7%.  Das Problem wird damit begründet, dass immer mehr (insbesondere junge) Einwohner nach Westdeutschland ziehen, da sie hier keine Perspektiven haben. 

 

Im Mittelalter war die erstmals urkundlich 1022 erwähnte Stadt, deren Gründung auf den Markgrafen von Meißen zurückzuführen ist, ein bedeutender Handelsplatz an der Via regia. Der 30-jährige Krieg brachte die wirtschaftliche Blüte der Stadt zum Erliegen. Der Bestumssitz wurde 1028 von Zeitz nach Naumburg verlegt (zwischen 1213 und de, 14 Jh. wurde der Dom errichtet) , doch die Bischöfe residierten ab dem 13 Jahrhundert vornehmlich (wieder) in Zeitz. Im Zuge der Säkulariesierung nach dem 30-jährigen Krieg ging die Stadt in das Kürfürstentum Sachsen über.

 

Die Industrialisierung vollzog sich im Bereich Naumburg nur schwach. 

Straßenbahn

Nach der Wende wurde der Straßenbahnbetrieb eingestellt. 1994 wurde die Naumburger Straßenbahngesellschaft mbH gegründet, und nun fährt wieder die "Wilde Zicke" als Linie 4 in einem Teilbereich von Naumburg. 


Zerfall und Erhalt

Nichts liegt in Naumburg und den Nachbarorten näher als Zerfall und Erhalt. Der gesamte Stadtkern steht unter Denkmalschutz. Doch Baudenkmäler zu erhalten, sie so zu sanieren, dass sie auch den heutigen Anforderungen entsprechen, kostet Geld  -  und bei den möglichen Mieteinnahmen ist dies nur mit viel Idealismus zu bewerkstelligen. Soweit nicht der Staat / das Land oder die Kommune eigene Bauten saniert und die Kosten von Privat zu tragen sind, ist dies im Regelfall nicht machbar. So zerfallen die denkmalgeschützten Bauten. 

Selbst dem  Dom sieht man den Zahn der Zeit an.
Selbst dem Dom sieht man den Zahn der Zeit an.
Alte Fabrikhalle im Stadtkern
Alte Fabrikhalle im Stadtkern
Rathaus
Rathaus
Häuser in der Altstadt, Leerstand
Häuser in der Altstadt, Leerstand

Der Denkmalschutz soll darauf achten, das Baudenkmäler nicht abgerissen werden. Drohen Gefahren, wird der Eigentümer aufgefordert, der Gefahr zu begegnen. Eine sinnvolle Nutzung wird wohl nicht ermöglicht. So wird zugewartet, bis das Baudenkmal eine Ruine ist, die nur noch abgerissen werden kann. Soweit Eigentümer sich bemühen, das Bauwerk zu erhalten, müssen sie mit knappen finanziellen Mitteln dies besorgen, was natürlich nicht wirklich der grundlegenden Erhaltung einer zukunftsträchtigen Nutzung zu Gute kommt. 

Landesschule Pforta

Das 1137 gegründete Zistersienser-Kloster St. Marien zu Pforte war das reichste Kloster im ostthüringischen raum und hatte viele Tochterklöster gegründet. Die Reformation und ei Säkuralisierung nach dem 30-jährigen Krieg besiegelten dessen Ende nach rund 400 Jahren. 1543 errichtete Moritz von Sachsen eine der drei staatlichen Lehranstalten in dem ehemaligen Kloster, die Landesschule Pforta. Absolventen waren u.a. Nietzsche, Fichte und Klopstock. Noch heute befindet sich hier ein Gymnasium unter staatlicher Trägerschaft. 


Weißenfels - Beweis für vergeudete Steuergelder ?

Weißenfeld liegt nur ca. 18 km von Naumburg, etwas nordöstlich, entfernt. Hier befindet sich das Schloss Neu-Augustusburg. Von 1680 bis 1746 war dies die Residenz der des Herzogs von Sachsen-Weißenfels. Ein Teil des Schlosses wurde saniert, ein anderer Teil (1/3 des Schlosses) nicht. Aber selbst der sanierte Teil zeigt bereits wieder Schäden. Der Verputz blättert ab. 

Drastischer als hier kann verfehlte Sanierung von Baudenkmälern kaum noch demonstriert werden. Es befindet sich ein Schuld zur Sanierung des Schlosses im Hof:

Dass aber irgendwo in irgendeiner Art und Weise Arbeiten durchgeführt werden, lässt sich nicht erkennen. Die Bilder wurden am Montag, 18.04.2016 aufgenommen. Arbeiter sind nicht vor Ort. Aber zugegeben: Die kurze Zufahrt von der Straße hoch zum Schloss war sehr sauber gepflastert....

 

Der Zustand, der sich uns bot, war auch nicht neu, wie das YouTube-Video aus 2011 zeigt:


 

Warum kann eine Sanierungsmaßnahme nicht durchgeführt werden ? Warum wird bei einem Objekt nur ein Teil saniert, welches dann dem Verfall wieder preisgegeben wird, der andere Teil gar nicht erst in Angriff genommen ? Weshalb gibt es den Denkmalschutz, der private Eigentümer erheblich belastet, wenn der Staat (hier: die Bundesrepublik Deutschland und das Land Sachsen-Anhalt) Baudenkmäler dem Verfall preisgeben ? Weshalb befindet sich ein großes Schild über eine Sanierung an dem Bauwerk, wenn nichts gemacht wird ? 

Burg (Schloss) Neuenburg

Nicht einmal 11 km von Naumburg entfernt liegt die Neuenburg (heute zugehörig zu Freyburg). Über dem Dorf thront die Bürg, eine fast gänzlich erhaltene Burganlage. Sie liegt auf einer Hochfläche über dem Ostufer der unteren Unstrut. Markant sticht der "Dicke Wilhelm", der ehemalige Bergfried, hervor, der heute außerhalb der noch erhaltenen Burganlage steht. Sie war eine der größten und wichtigsten Burgen des Landgrafen von Thüringen und ist eine der ältesten Burgen von ihm. Ihre Entstehung geht in das 11. bis 13. Jahrhundert zurück. Es wird angenommen, dass 1030 die Ludowinger von Mainfranken nach Thüringen kamen und mit ihrer Errichtung begannen, sie so sukzessive weitergebaut (vergrößert) wurde. 


 

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